Südamerika 2022 – Vorbereitungen
Dritte Etappe der geplanten Weltumrundung
Nach zweijähriger Corona-Zwangspause steht für diesen Winter die erste Etappe in Südamerika an. Die Lage in der Welt hat sich was das Reisen angeht weitestgehend normalisiert. Sämtliche Coronaregeln fallen nach und nach weg. Was jedoch für mich ein großes Problem bereitet, ist die Tatsache, daß die Lieferketten weltweit bei weitem noch nicht den Stand haben, wie vor der Pandemie. Das wirkt sich insofern aus, daß die Container für Schiffstransporte fünf bis zehnmal so teuer sind wie vor Coronazeiten. Damit kommt ein Transport meiner BMW F650 nach Südamerika nicht in Frage. Die Kosten würden den Wert des Motorrads um ein vielfaches übertreffen.
Es bleiben also nur die Möglichkeiten vor Ort ein Motorrad zu kaufen oder zu mieten. Mieten würde schon funktionieren, aber dann wird es schwierig oder unmöglich mit dem Mietfahrzeug Ländergrenzen zu überschreiten. Bleibt also nur der Kauf eines Mopeds. Das bringt jedoch die Schwierigkeit mit sich, daß ich es als Ausländer nirgends in Südamerika zulassen kann.
Deshalb habe ich im vergangenen Winter knapp zwei Monate in Paraguay verbracht. In Paraguay deshalb, weil es dort relativ einfach ist, als Ausländer eine Daueraufenthaltsgenehmigung (Cedula de Identidad Civil) zu bekommen. Dafür muß man aber schon vor der Reise in Deutschland einige Behördengänge hinter sich bringen. In Paraguay nimmt man sich am besten einen Einwanderungshelfer und “klappert” einen Tag lang in der Hauptstadt Asuncion dann sämtliche Behörden ab. Wie das genau funktioniert könnt ihr hier nachlesen:
Paraguay Dezember & Januar 2021/2022
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Und mit meiner Daueraufenthaltsgenehmigung kann ich jetzt (leider nur) in Paraguay ein Motorrad kaufen und dort auf meinen Namen zulassen. Diese Zulassung nennt sich "Cedula Verde". Natürlich habe ich den Motorradmarkt bei meinem Besuch in Paraguay im Dezember und Januar des letzten Winters genau unter die Lupe genommen. Der ist jedoch sehr überschaubar. Denn der Normalbürger hier verdient nur ca. 300-500 Euro pro Monat, kann sich also ein Motorrad eines namhaften Herstellers nicht leisten. Deshalb sieht man hier fast nur chinesische Kleinmotorräder der Firma Kenton mit 150 ccm herumfahren.
Den Gebrauchtwagenmarkt kann man vergessen. Da bekommt man nur Schrott. Und ein Moped im benachbarten Brasilien zu kaufen kommt auch nicht in Frage, wegen der hohen Importzölle.
Natürlich gibt es hier in Asuncion auch Niederlassungen aller "bekannten" Motorradmarken wie Yamaha, Suzuki, Kawasaki, Honda oder BMW. Ausgenommen BMW bieten die jedoch nur kleinere Motorräder mit bis zu 300 ccm an. Aber 10.000 Euro für eine 800er GS will ich dann doch nicht investieren. Einen Chinesen bekommt man für 800-2000 Euro, je nach Modell. Die sind mir jedoch nicht zuverlässig genug. Da mußt du nach dem Kauf erstmal alle Schrauben nachziehen, hat man mir gesagt. Bleibt also nur ein Japaner. Bei Kawa und Suzi habe ich nichts brauchbares gefunden. Die größte Straßenenduro von Honda hier ist die XRE 300. Die kannte ich bisher nicht - kein Wunder, die wird auch nur für den südamerikanischen Markt produziert:
Honda XRE 300
Allerdings ist die mit fast 8000 Dollar für mein Budget zu teuer. Bei Yamaha gäbe es auch die 700er Tenere zu kaufen - aber auch die ist hier sehr teuer. Wesentlich günstiger ist hier die XTZ 250 Lander. Auch die wird nur für Südamerika gebaut:
Yamaha XTZ 250 Lander (Modell 2021)
Die XTZ hinterlässt einen ganz brauchbaren Eindruck. Man sitzt bequem und aufrecht. Die ist mit Einspritzpumpe und ABS auf dem neusten technischen Stand. Leider darf ich nicht probefahren. Die Kontaktdaten von Yamaha "Chacomer" in Asuncion nehme ich aber mit nach Hause:
Chacomer SAE - Yamaha Vertragshändler in Asuncion / Paraguay
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Monate später, wieder in Deutschland, plane ich den Südamerika-Trip und buche einen Flug. So geschehen kann ich mich jetzt auf den Erwerb der XTZ 250 konzentrieren. Die Zulassung des Mopeds in Paraguay (Erwerb der Cedula Verde), dauert jedoch etwa drei Wochen - so viel Zeit wollte ich nicht vor Ort verlieren. Die Jungs von Chacomer können das jedoch alles vorher für mich erledigen, wenn ich das Moped schon vorher bezahle. Ich hoffe mal, daß ich dem offiziellen Yamaha-Händler von Paraguay trauen kann und überweise die Kohle für das Moped online über den Bezahldienst "wise". Mit dem hatte ich vor Jahren schonmal den Transport der BMW von Malaysia zurück nach Deutschland bezahlt. Die Korrespondenz mit Chacomer erfolgt jedoch ausschließlich in spanischer Sprache. Mein Spanisch ist jedoch weit weg davon, verhandlungssicher zu sein (trotz monatelangem Büffeln). Da hilft nur der Google Translator - und Johann Unger. Johann stammt aus Bayern und ist vor 12 Jahren nach Paraguay ausgewandert. Er ist selbst Biker und arbeitet seit ein paar Jahren bei Chacomer. Er kann übersetzen - gut so!
So "nackt" wie die XTZ 250 da steht kann ich sie nicht gebrauchen. Da fehlen mir einige wichtige Anbauteile. Leider bekomme ich in Paraguay nur die Topcase-Platte und den Sturzbügel. Das besorgt mir dankenswerterweise Johann privat, denn er bekommt 30% Rabatt bei Yamaha.
Das Windschild, den Hauptständer und den Kofferträger bekomme ich jedoch nur im benachbarten Brasilien. In Brasilien ist der Markt sehr viel größer als in Paraguay. Da wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als von der Grenzstadt Ciudad Del Este in Paraguay hinüber nach Foz Do Iguacu in Brasilien zu fahren und dort einkaufen zu gehen. Auch in Foz do Iguacu war ich im vergangenen Winter schon mal. Dort kann man die größten Wasserfälle der Welt besichtigen. Der dortige Yamaha Händler heißt "Pico Motos":
Pico Motos - Yamaha Händler in Foz Do Iguacu (Brasilien)
Die Kontaktaufnahme über das Internet verläuft problemlos, denn die Brasilianer sprechen auch englisch. Meine Agentin Adriana macht mir auch umgehend ein Angebot über die Anbauteile. Ich soll einfach eine Woche im Voraus die Bestellung abgeben, dann kann ich die Teile dort abholen und auch gleich montieren lassen - das hört sich doch mal gut an!
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Vor den letzten beiden Etappen hatte ich es einfach mit dem Anbringen und Austesten des Zubehörs, denn die BMW F650 stand in der Garage und es konnte daran herumhantiert werden. Die XTZ 250 ist neu und so brauche ich erstmal nicht nach den Verschleißteilen schauen. Sonstiges Zubehör, das ich daran anbringen will, kann ich natürlich nur an der F650 zu Hause testen, denn hier in Deutschland gibt es die XTZ 250 nicht. Da wären zum Beispiel der Tankring, den ich von hier mitnehmen will und von dem ich nicht weiß, ob das Lochbild der Yamaha passt. Denn auch meinen Tankrucksack will ich von hier mitnehmen. Aber was nicht passt muß halt vor Ort passend gemacht werden. Außerdem habe ich wieder einen Navi-Halter gebastelt, der das alte Auto Navi Nüvi 2595 LMT aufnehmen muß. Das konnte ich für 15 Euro bei ebay ergattern. Denn Garmin hat im Vergleich zu Tomtom ein offenes Format, ist also nicht verschlüsselt. Das hat den Vorteil, daß man OpenStreetMaps von überall auf der Welt für umsonst herunterladen und einspielen kann:
BB-Bike - Openstreetmap Karten für Garmin
Der zweite, selbstgebaute halter dient der Action Cam.
Die großen Alukoffer der F650 kann ich nicht mitnehmen. Die sind für den Flieger zu groß und zu sperrig, denn ich habe nur 23 kg Freigepäck. Aber über ebay-kleinanzeigen konnte ich zwei Satteltaschen für 25.- Euro ergattern. Die werden als Handgepäck deklariert. Ob die dann letztlich an den Kofferträger der XTZ 250 passen, wird sich zeigen.
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